Plastik Sorgen beim Entsorgen

Plastikmüll: Warum die gelbe Tonne ein Ofen ist und der grüne Punkt deshalb ein Update brauchtNeutralität mutual geprüft

Mit der gelben Tonne möchte man umweltschonender einkaufen und Plastikmüll reduzieren beziehungsweise das Recycling von Kunststoffen unterstützen. Prinzipiell eine sehr gute Idee, denn das Zeug wird immer mehr! Seit 1994 hat sich der Plastikabfall in Deutschland verdoppelt und beträgt aktuell 226,5 kg pro Kopf. Das sind mehr als 600 g jeden Tag. Willkommen also im Plastozän – dem Plastikzeitalter.

Wir geben die wichtigsten Fakten rund um die Plastik-Typen und dessen Recycling-Quoten sowie einfache Tipps, worauf man beim Einkaufen selber achten kann, um Müll und insbesonder Plastikabfall zu vermeiden.

Was ist der Grüne Punkt?

Grüner Punkt Logo Recycling

„Grüner Punkt“ Zeichen garantiert kein echtes Recycling.

Der „Grüne Punkt“ gibt an, dass der Hersteller für die damit gekennzeichneten Verpackungen an dem dualen Recyclingprogramm teilnimmt. Vorab hat der Produzent Geld für die Verpackungssammlung und -verwertung gezahlt. Mit den Geldern wird die Sammlung, Sortierung und Verwertung durch externe Entsorgungsfirmen finanziert.

Mittlerweile gibt es eine Verpflichtung zur Leistung dieses Beitrags, daher ist es nicht relevant, ob der Grüne Punkt auf einer Verpackung aufgedruckt wird. Darüber hinaus kommt es auf die richtige Sortierung an, die private Haushalte nur selten zur vollsten Zufriedenheit bewerkstelligen können. Alleine beim Plastikmüll muss zwischen sieben oder mehr Verpackungsmaterialien unterschieden werden – der pure Verpackungswahnsinn.

Vergleichbar mit den vielen Lebensmittel Siegeln die wenig über die Nachhaltigkeit eines Produkts aussagen, ist der Grüne Punkt heute nur ein Indikator, der wenig über das Recycling aussagt.

Wie effektiv ist unser Recyclingsystem?

Zwar werden zwei Drittel unseres Plastikabfalls bei der Mülltrennung richtig sortiert und kommen über die Müllabfuhr beim Entsorgungsunternehmen an, doch das war auch schon die gute Meldung. Denn damit gilt dieser Plastikmüll offiziell als recycelt. WHAT?! Ja richtig und in Wirklichkeit sind es nicht 66, sondern schlappe 11 Prozent. Was die meisten mit dem Recyceln von Plastik verbinden, ist damit schlichtweg falsch.

Diagramm Recyclinganteil Plastikabfall

Recycling Quote Plastikmüll

16 Prozent des sortierten Plastikmülls werden exportiert. 67 Prozent werden „thermisch verwertet“. Das bedeutet, dass der Plastikmüll in umweltschädlichen Müllverbrennungsanlagen, Kraftwerken oder Zementöfen verbrannt und somit überhaupt nicht recycelt wird. Etwa ein Prozent wird eingeschmolzen und zu minderwertigen Plastikprodukten verarbeitet. Lediglich 17 Prozent wird in Rezyklat verwandelt und somit werkstofflich recycelt. 17 Prozent von zwei Dritteln bedeutet aber eben nur 11 Prozent des gesamten Plastikabfalls.

Der Plastikmüll und die Probleme beim Recycling

Recycling ist nicht so einfach, wie man es sich vorstellt. In Deutschland herrscht ein echter Verpackungswahnsinn. Nahrungsmittel werden mehrfach doppelt oder durch ein Kunststoffmix verpackt. Das führt dazu, dass Plastikmüll nur selten wirklich eins zu eins recycled wird.

Aus folgenden Gründen ist das Recyceln von Plastik so schwierig:

  • Plastikmüll ist oft nicht sortenrein – sondern ein Kunststoffmix, mehrschichtig, bedampft, beschichtet oder der Deckel aus einem anderen Material
  • Plastik enthält Zusätze von Farbstoffen, Flammschutzmitteln, UV-Absorbern, Weichmachern
  • Der Müll ist häufig zu stark verschmutzt
  • Etiketten behindern Sortieranlagen
  • Plastikherstellung ist billiger als Rezyklat
  • Recycling bedeutet häufig einen Qualitätsverlust, das so genannte Downcycling

Plastik Typen Siegel

In China gibt es 140 Codes für Kunststoffe, in der EU sind es nur sieben. Und auf vielen Verpackungen fehlt dieser Plastik-Code. Schon da sollten mehr Kontrollen und Geldbußen eingesetzt werden. Besonders deutlich wird dies auch bei Plastik-Code 7 „andere Kunststoffe“: Neben Polyamid und Polycarbonat als häufigste Vertreter fallen sämtliche anderen Kunststoffe darunter, was dieses Sammelsurium unrecyclebar macht.

Selbst US-Bundesstaaten oder Länder wie Kenia, Jamaika, Bangladesch oder Ruanda verbieten Plastik bzw. Plastiktüten – Bhutan tat dies bereits 1999!

Tipps – was wir jetzt schon für die Umwelt tun können.Tipp: Plastikrecycling unterstützen
Plastikrecycling unterstützen

  • PET mit dem Plastik-Code 1 hat die mit Abstand beste Recyclingquote
  • andere Plastik-Codes mit schlechter Recyclingquote meiden
  • Verbundverpackungen wie Tetra Paks oder Milchkartons meiden
  • beschichtete Pappen und Papiere meiden, zum Beispiel Tiefkühlverpackungen
  • Plastikmüll säubern und in einzelnen Bestandteilen wegschmeißen (Der Deckel der Käseverpackung oder der Aufkleber eines Reinigungsmittels sind aus einem anderen Kunststoff als die Verpackung. Zusammen kann es nicht recycelt werden.)

Tipp: plastikarm einkaufen
plastikarm einkaufen

  • Baumwolltextilien ohne Kunstfasern kaufen
  • Kosmetika ohne Mikroplastik, Mikroperlen und gelöste Kunststoffe kaufen

Tipp: verpackungsarm einkaufen
verpackungsarm einkaufen

  • Fertigessen aus dem Supermarkt meiden – Proviant von zu Hause mitnehmen
  • To-go-Produkte meiden – Mehrwegverpackung mitbringen
  • Online- und Katalogbestellungen reduzieren
  • Mehrweg statt Einweg
  • Unverpackt-Läden nutzen
  • Stoffbeutel für Brötchen mitnehmen

Nochmals wollen wir Ihnen die Unverpackt Läden ans Herz legen. In fast jeder Stadt können Sie in solchen Läden unverpackte Lebensmittel erwerben. Sie bringen entweder Ihre eigenen Gefäße mit oder nutzen die plastikfreien Alternativen der Anbieter. Da wir ein großer Freund von der Online Bestellung von Lebensmitteln sind, da dies im Alltag kostbare Zeit spart, haben wir sogar einige Online Lebensmittel Lieferservices gefunden, die unverpackte Lebensmittel zu Ihnen nach Hause liefern.

  • etepetete: Bei Etepetete können Sie sich wöchentlich eine Gemüsekiste liefern lassen. Damit retten Sie das Gemüse, was ansonsten meist aufgrund seines Aussehens im Müll gelandet wäre. Des Weiteren sind die Obst- und Gemüsekisten zu 100% plastikfrei.
  • süssundclever: Bei süssundclever neben Snacks, Schokolade und Süßigkeiten auch Frühstückszubehör wie Müsli, Superfoods, Koch- und Backzutaten und einiges mehr. Hier wird komplett auf Plastik verzichtet und auf erdölfreie, ökologisch nachhaltige Bio-Verpackungen zurückgegriffen. Diese sind zu 100% kompostierbar und zersetzen sich innerhalb von 66 Tagen.

Politische Forderung: Wie wir zusammen besser recyceln können!

Unsere Tipps richten sich an alle Verbraucher. Jeder kann dazu beitragen, Plastikmüll nicht bloß perfekt zu trennen, sondern auch zu vermeiden. Es gibt Alternativen zu Wegschmeiß-Verpackungen und Einweg-Produkten, die erst zu dem hohen Verbrauch von Plastik führen. Würden wir in großer Anzahl anders konsumieren, würde sich schnell vieles zum Besseren wenden und das Recyceln von Plastik wäre einfacher.

Neben den Verbrauchern sollte aber auch die Industrie und die Politik Verantwortung übernehmen. Es braucht allgemein ein besseres Problembewusstsein und eindeutige Anreize für richtiges Mülltrennen und Müllvermeiden.

Im Moment koexistieren durchaus gegensätzliche Anreize:

  • Für Bewohner eines Mietshauses ist es vorteilhaft, Restmüll in die gelbe Tonne schmeißen. Denn diese wird kostenfrei zur Verfügung gestellt, so dass mit weniger Restmülltonnen die Müllgebühren und damit die Mietnebenkosten gesenkt werden. Aber es wird vollkommen falsch in die gelbe Tonne sortiert.
  • Eigenheimbesitzer hingegen machen oftmals lieber den Restmüll voll, anstatt gelbe Tonne oder gelben Sack zu benutzen, da sie den Restmüll je Mülltonne bezahlen. Es rechnet sich für sie nicht, weil eine halbvolle Restmülltonne genauso viel kostet wie eine volle. Damit steigt der Anteil von Kunststoffen im Restmüll. Ebenfalls falsch sortiert.

Aber zuallererst braucht es einen Neuen Grünen Punkt – einen, bei dem die Recyclingquote nicht nach oben geschummelt wird. Dann brauchen wir verbindliche Vorschriften zugunsten des Umweltschutzes, keine freiwilligen Selbstverpflichtungen der Industrie. Da ist eindeutig die Politik in der Pflicht. Das belegt auch eine repräsentative Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa mit mehr als 90 Prozent Zustimmung zu Aussagen wie „Höhere Strafen für Konzerne/Bürger, die Plastikmüll in der Umwelt entsorgen“, „Verbot von Plastikmüllexporten“, „Mehrwegverpackungen fördern“ aber auch „Verpflichtung von Herstellern, langlebige, reparierbare und wiederverwertbare Produkte auf den Markt bringen“.

Ausschließlich freiwillige Lösungen für Industrie und Handel werden hingegen zu 93 Prozent abgelehnt. Einwegplastik und auch schwer zu recycelnde Mehrwegplastik müsste teurer werden, indem die Hersteller an den Umweltkosten entscheidend beteiligt werden.

Umweltschutz wird so oder so Eingang in die Preisbildung finden. Selbst große Investmentfonds, Versicherer oder nationale Rentenfonds achten zunehmend darauf, ihr Geld nachhaltig und grün anzulegen. Es wird weiter Kunststoffe geben – aber idealerweise nur da, wo es notwendig ist.

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Mehr Informationen

Probleme bei allen Beteiligten in der Kette: hohe Fehlerquote beim Sortieren, schlecht recyclingfähige Produkte und Verpackungen, zögerliche politische Vorgaben, ausbaufähige Nachfrage an Recyclingprodukten

Fazit: Plastikmüll wird (immer noch) schlecht recycled

Die Situation ist mehrfach unbefriedigend.

Natürlich können wir alle als Verbraucher erstens mithelfen, dass das Recycling etwas besser klappt – aber damit erreichen wir nicht viel. Wir können zweitens Plastik beim Einkaufen meiden, das heißt bei den gekauften Produkten selbst sowie beim Transport und Verpacken. Insbesondere die Verpackungen stellen ein enorm großes Problem dar, was ihren Umfang angeht. Außerdem ist eine Verpackung aus Plastik oft gar nicht nötig. Das Beste, was wir also drittens tun können, ist verpackungsarmes Einkaufen, um Plastikmüll zu vermeiden.

Und was lässt Verpackungen so mies dastehen? Es ist ihre Menge und besonders ihre (zu) kurze Nutzungsdauer, die als Verschwendung von Ressourcen zu charakterisieren ist. Das trifft jedoch auch auf viele Konsumartikel zu. Gutes Beispiel: 2nd Hand Artikel schonen Ressourcen. Auch Reparieren statt Neukaufen wäre sehr zu begrüßen. Nur sind etliche Produkte so verbaut, dass sie eigentlich nicht zu reparieren sind. Aus diesem Grund muss aus unserer Sicht die Politik die Rahmenbedingungen für einen Wandel schaffen, indem sie Anreize für Ressourcen schonendes Wirtschaften schafft.

Der Grüne Punkt, durch den der Müll gesammelt, getrennt und verwertet werden soll, scheitert also beim Recycling. Somit wächst unser Müllproblem immer weiter. Selbst die Verwertung von sortiertem Plastik gestaltet sich offenbar als schwierig. Unsere Gesellschaft ist Lichtjahre von einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft entfernt.

Recycling System Abfall Plastik

Die Plastik-Code-Nummern und deren Verwendung im Detail erläutert

In folgender Tabelle findet ihr die Symbole und Code-Nr. auf Kunststoffen näher erläutert. Eine Übersicht über die Symbole auf allen Verpackungen, zum Beispiel auch Papier und Glas, ist hier zu finden.

Recycling Nummer
Einsatzbereich und Besonderheiten

1 - PET
Food-Bereich

beständig gegen Öle, Fette, Alkohol, verdünnte Säuren
kann mit Aluminium oder anderen Kunststoffen beschichtet/bedampft werden
nicht kristallin: Ein-/Mehrwegflaschen, Umverpackungen
teilkristallin: Mikrowellenschalen, Becher

Recycling 50 %, Verbrennen 34 %, Export 15 %, Deponie 1 % (Umweltbundesamt 2015)
transparent, -40 bis +60 Grad
nicht durchsichtig, härter
-20 bis +120 Grad

2 - PE HD
Food-Bereich

preiswert, der meist verwendete Kunststoff
säure-, basen-, fett-, ölbeständig
Gefrierbeutel, Folien, Beschichtungen (z. B. Milchkartons)

Recycling 4 %, Verbrennen 67 %, Export 28 %, Deponie 1 % (Umweltbundesamt 2015)
-60 bis +85 Grad
transparent, flexibel

3 - PVC
Non-Food-Bereich

sehr beständig gegen Öl, Säure, Basen, Alkohol, dritthäufigster Kunststoff
Hart-PVC: Essig-, Speiseölflaschen, Pralinen-, Bonbonverpackungen
Weich-PVC: Schrumpffolie um PET-Flaschen, Folie an Frischetheken

Probleme: enthält Chlor und zum Teil Weichmacher. Beim Verbrennen entstehen Dioxine.

Recycling 22 %, Verbrennen 78 %, Export -2 %, Deponie 2 % (Umweltbundesamt 2015)
hart, spröde
mit Weichmachern

4 - PE LD
Food-Bereich

wegen Gasdurchlässigkeit mit Verbundfolien eingesetzt
Behälter, Flaschen, Schalen, Eimer

Recycling 3 %, Verbrennen 80 %, Export 16 %, Deponie 1 % (Umweltbundesamt 2015)
-60 bis +85 Grad
milchig weiß, fester

5 - PP
Food-Bereich

fester, temperaturbeständiger als PE, gute Barriere gegen Fett/Feuchtigkeit, zweithäufigster Kunststoff, meist ohne Weichmacher
Behälter, kochfeste Folien, Becher, Flaschenverschlüsse

Recycling 17 %, Verbrennen 80 %, Export 1 %, Deponie 2 % (Umweltbundesamt 2015)
unter 0 Grad spröde

6 - PS
Food-/Non-Food-Bereich

preiswert, gasdurchlässig, geruchs-, geschmacksneutral
aufgeschäumt: Styropor - Schalen, Becher, Behälter to-go
Einweg-Besteck, Joghurtbecher, Verpackungen für Honigbecher, Kaffeesahne, Süßwaren

kann Styrol freisetzen

Recycling 24 %, Verbrennen 70 %, Export 5 %, Deponie 1 % (Umweltbundesamt 2015)
-10 bis +70 Grad

7- andere Kunststoffe
oft PC / P
Plastik-Mix
Bioplatik (Polymilchsäure)
PC Polycarbonat
PC Polycarbonat Non-Food-Bereich

hart, fest, schwer zerbrechlich, farblos
enthält Bisphenol A

Wasserspender, Trinkflaschen, Mikrowellengeschirr, Küchengeräte
Brillengläser, optische Linsen, Rohstoff für CDs und Thermopapier


P Polyamid Food-/Non-Food-Bereich

fest, zäh
Nylon
gute Barriere gegen Feuchtigkeit und Sauerstoff
Vakuumverpackungen, Mehrschichtfolie, Wurstpelle, Mittelschicht in PET-Bierflaschen

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